"Joseph Beuys und die Schamanen" -
Sonderausstellung im Schloß Moyland im Beuys-Jahr 2021
Wanderer zwischen Welten:
Ost-Westliche Beziehungen
Schamanismus wird in der Religionsethnologie mittlerweile als religiöses Phänomen verhandelt. Der Name geht auf den evenkischen Begriff Šaman (‚jemand, der weiß, jemand, der erregt/erhitzt ist‘) zurück. Rituelle Spezialisten verschiedener ethnischer Gruppen in Eurasien, Asien oder Amerika tragen jedoch diverse Bezeichnungen in den jeweiligen Sprachen, wie Noiade (Sámi), Cham (Tuwiner) oder Angakoq (Inuit).
Schamanen weckten schon früh das Interesse von Abenteurern, Wissenschaftlern und Missionaren. Die sich wandelnden Einstellungen gegenüber Schamanismus sind bis heute vom Zeitgeist und den kulturellen Hintergründen der Forschungsreisenden geprägt. So verklärte sich die Skepsis gegenüber den ‚Teufelspriestern‘ im 18. Jh. zur Deutung der Schamanen als ‚eingeborene Genies‘ im aufklärungskritischen Blick der Romantik. Im späten 19. Jh. sah man sie als Opfer der ‚arktischen Hysterie‘ und somit als Kranke an.
Mitte des 20. Jh. wurde Schamanismus als spiritueller Urzustand durch Mircea Eliade ‚rehabilitiert‘. Gleichzeitig entdeckte ihn die kapitalismuskritische Gegenkultur in Nordamerika und Europa für sich. Und in dieser Tradition ist auch wohl Beuys' Beschäftigung mit dem Thema zu sehen.
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